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Schlagwort-Archive: Honorarvereinbarung

Molly http://vonderuniandenherd.wordpress.com/page/13/  hat mich auf die Idee gebracht.

Sehr geehrte/r Ärztin/Arzt

lassen Sie mich eines vorausschicken: ich erwarte keine Empathie von Ihnen. Wirklich nicht. Jemand, dessen Aufgabe es ist, im 10 – Minuten – Takt Menschen durch das Sprechzimmer zu schleusen, hat für Empathie keine Energie mehr. Ich verstehe auch, dass Sie das, was ich Ihnen mitteile, langweilt. Sie haben das schon x -tausend Mal gehört. Ich kann nachvollziehen, dass Sie nach dem gefühlt tausendsten Patienten den Eindruck haben, dass diese Masse an Klagen wie eine riesige Welle über Ihnen zusammen schlägt.

Aber auch ich bin nicht freiwillig hier, sondern weil ich wirklich keine andere Wahl habe. Auch ich will im Ergebnis, genau wie Sie, eigentlich nicht hier sein. Gleichwohl würde ich gerne mit Ihnen ein paar Erwartungen klären. Das kostet zwar Sie wie auch mich initial etwas mehr Zeit. Es spart aber in der Folge einiges an Aufwand. Nämlich den Aufwand, den es kostet, wenn man im Nachhinein falsche Erwartungen von beiden Seiten managen muss.

  1. Bitte versuchen Sie nicht, dem Landkrauter durch Ihre Arzthelferin eine IGEL andrehen zu lassen. Es ist einfach unfair. Der Arzthelferin gegenüber. Die muss sich nämlich dann die inquisitorischen Fragen des Landkrauters nach dem Sinn der Maßnahme und der derzeitigen Studienlage zum Nutzen anhören. Auf diese Fragen hat sie naturgemäß keine Antwort. Eine unschöne Situation für beide Seiten.
  2. Der Landkrauter ist Privatpatient. Er zahlt in der Regel die Rechnung selbst, weil er einen hohen Selbstbehalt hat. Dies führt dazu, dass der Landkrauter die Rechnung daraufhin durchsieht, ob die dort aufgeführten Leistungen erbracht, und richtig abgerechnet worden sind. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Der Landkrauter möchte, dass Sie angemessen honoriert werden. Der Landkrauter ist nicht der Meinung, dass der Arzt verpflichtet sei, aus lauter Opferbereitschaft und Menschenliebe am Rande des Existenzminimums zu arbeiten. Der Landkrauter ist auch gerne bereit, wenn die Beratung ausführlicher geraten ist, den 3.6 fachen Satz zu bezahlen. Oder aber (jaaaa das geht! Ziffer 2 GOÄ) eine Gebührenvereinbarung abzuschließen. Aber wenn der Landkrauter feststellen muss, dass Sie die Ziffer 34 GOÄ für die Feststellung, „sie haben Schmerzen, jetzt weiß ich auch nicht weiter“, ansetzen, dann wird er die Rechnung solange nicht bezahlen, bis sie korrigiert ist. Es ist nun einmal so, dass die die banale Feststellung eines Zustandes keine ausführliche Therapieplanung und – erörterung ist. Dies ist aber die Voraussetzung für die Berechnung der Ziffer 34 GOÄ.
  3. Bitte versuchen Sie nicht, den Landkrauter von den Vorteilen von, Homöopathie, Bachblütentherapie, traditionelle chinesische Medizin und jedweder anderen Form von Klangschalenmedizin zu überzeugen. In den Augen des Landkrauters ist diese Art von Medizin letztlich nur ein anderes Wort für: es gibt leider Milliarden von Menschen, die sich westliche Medizin nicht leisten können. Im Gegenzuge kann man in der westlichen Welt jeden Mist verkaufen, solange er nur aus Regionen südöstlich des Urals kommt.
  4. Bitte erläutern Sie dem Landkrauter, was und warum Sie etwas tun. Schön wäre es auch, wenn der Landkrauter erfahren könnte, ob und welche Alternativen es gibt. Es ist einfach so, dass der Landkrauter, und nicht Sie, entscheidet, ob er mit den teilweise recht gravierenden Folgen und Risiken der von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahme leben kann und will. Die Vorschrift des § 630 e BGB http://dejure.org/gesetze/BGB/630e.html dient auch Ihrem Schutz. Wenn etwas schiefgeht, müssen Sie die Aufklärung nachweisen. Wie aber wollen Sie die Aufklärung, insbesondere über die Notwendigkeit und die Folgen des Eingriffs nachweisen, wenn sie nicht stattgefunden hat?
  5. Und der Landkrauter bittet um Verständnis, sehr geehrte/r Universitätsprofessor/in, wenn er nicht bereit ist, aus eigener Tasche einen finanziell nicht unerheblichen Beitrag zu Ihrem nächsten Aufsatz über Ihr ganz persönliches Steckenpferd zu leisten. Auch wenn Sie dem Landkrauter zu dieser Untersuchung gaaaaanz dringend raten, indem sie ihm immer wieder gebetsmühlenartig versichern, dass die Untersuchung „das Beste ist, was es gibt“
    Das „Beste“ ist nämlich für den Landkrauter nur das, was ihm einen wahrnehmbaren Vorteil verschafft. Den konnten sie dem Landkrauter aber auch auf mehrfache Nachfrage nicht schlüssig darstellen.Das oben Gesagte gilt umso mehr, wenn die von Ihnen so eindringlich empfohlene Untersuchung aufwändig, invasiv, und damit schmerzhaft ist. Sicherlich nicht zu viel verlangt ist es, dass Sie darauf hinweisen, dass die Versicherung die Kosten dieser Untersuchung – weil nicht indiziert – wahrscheinlich nicht zahlt. Der Landkrauter sich somit aus seiner Privatschatulle von Geldern in Höhe von ungefähr der Hälfte seiner Nettomonatseinkünfte trennen soll. Seien Sie nicht traurig, dass dies der letzte Besuch des Landkrauters bei Ihnen ist. Sie werden jemand anderen finden. Jemanden, der Ihnen vertraut, der nicht nachfragt, und der aus lauter Angst, Sie zu verärgern, oder vor dem Inkassobüro, mit dem Sie dann drohen werden, die gesalzene Rechnung bezahlen wird.

Ich hoffe, dass wir mit diesen Grundregeln zu einer gedeihlichen Vereinbarung kommen, und verbleibe mit freundlichen Grüssen
Landkrauter