Der Landkrauter hatte zum Brunch geladen.
Da, wo der Landkrauter lebt, ist zum Brunch ein „Zupfe“ (Hefezopf) zwingend.
Jetzt hatte der Landkrauter aber keine Lust, zu asozialen Zeiten aufzustehen, nur, damit der Hefeteig ausreichend Zeit hat, zu gehen.
Also hat er mal im großen weiten Web geschaut, ob man den auch kalt gehen lassen kann, und entdeckte – KRIEG.
Etwas weniger emotional ausgedrückt: die Meinungen gingen auseinander.
Die einen meinten, das geht hervorragend. Die andere Front meinte, niemalsnicht.
Die Argumente beider Seiten waren schlüssig.
Da der Landkrauter dazu tendiert, Gäste mit Hinweis darauf, dass die Essenseinladung auch mit Beauftragung eines Pizzabringdienstes enden kann, mit Kochexperimenten zu beglücken, hat er sich gedacht, er probiert es einfach mal aus.
Entstanden ist der lockerste, beste Hefezopf, den der Landkrauter je fabriziert hat.
Für alle, die Hefeteig bislang mit Ehrfurcht betrachtet haben. Ja, er kann klitschen, d.h. er sieht dann außen toll aus, und innen ist nur eine unschöne graue Masse. Aber insgesamt ist Hefeteig ist viel unempfindlicher, als man meint.
Der Landkrauter kippt die Zutaten einfach zusammen, während das Rührgerät die Arbeit erledigt. Erst auf Stufe 1, dann auf Stufe 2 und schön lang. Je länger man knetet, desto lockerer wird der Teig.
Die Nummer mit dem Vorteig kann man sich sparen.
Es gibt aber eine Grundregel: Bei der Hefe handelt es sich um Lebewesen. Macht man einen Hefeteig, ist der Plan, dass diese Lebewesen hinterher tot sind. Aber bis dahin sollte man sie anständig behandeln.
Wenn man die Hefe verarbeitet, sollte die Milch zumindest handwarm, aber nicht kochend heiß sein.
Ist die Milch zu kalt, fühlt sich das für die Hefetierchen so an, wie für unsereins, wenn er morgens direkt aus dem Bett unter die eiskalte Dusche geschubst würde. Das verärgert die Hefetierchen, und dann klitscht der Teig tatsächlich.
Ist die Milch zu heiß, siehe oben. Sich verbrühen unter der Dusche ist für uns auch nicht lustig.
Aber jetzt mal zum Rezept:
500 Gramm Mehl bereit stellen
Ein bisschen zusätzliches Mehl bereit halten, um dieses notfalls dem Teig zugeben zu können, wenn er zu klebrig ist.
1 Stück Hefe zerbröseln und mit etwas handwarmer Milch übergießen
Etwas umrühren, damit die Hefe sich in der Milch auflöst.
250 ml Milch erwärmen; nicht kochen lassen
125 Butter in großen Stücken dazu
150 Gramm Zucker
Rühren, bis sich die Butter und der Zucker aufgelöst haben Etwas abkühlen lassen, und ein Ei unterschlagen.
Nun nach und nach zum Hefegemisch ein paar Esslöffel Mehl geben, unterrühren, dann einen Schluck von der Buttermilch, unterrühren, dann wieder Mehl, bis das Mehl aufgebraucht ist. Schön kneten, von Hand oder mit der Küchenmaschine. Von der Buttermilch bleibt meist was übrig, ist aber nicht schlimm.
Dann den Teig in eine Schüssel mit Deckel geben, Deckel drauf, und ab in den Kühlschrank. Dort kann er stehen – und zwar tagelang.Will man den Teig verarbeiten, holt man ihn ca. 1,5 Stunden vorher aus dem Kühlschrank, nimmt ihn aus der Schüssel, und lässt ihn erst einmal 3/4 Stunde offen auf liegen. (Länger schadet absolut nicht, im Gegenteil)
Dann schön von Hand durchkneten. Der Teig ist im Gegensatz zu warm gegangenem Teig sehr fest. In drei Stücke teilen, Rollen formen, Zopf flechten, aufs Backblech, 1 geschlagenes Eigelb (ist für die Optik) drüber pinseln, nochmal ca. ½ Stunde ruhen lassen.
Dann bei 200 C Ober/Unterhitze für ca. 45 Minuten in den Ofen.
Umlunft geht ebenfalls, dann aber bessern nur 180 bis 190 C.