Hilfsbereitschaft – oder wie fühle ich mich auf Kosten anderer gut

Der Landkrauter war heute in einem Meeting mit mehreren Leuten. Ein Teilnehmer – zukünftig das „Opfer“ genannt – kam etwas zu spät in den Raum, und wollte sich hinsetzen. Eine Person – der Hilfsbereite – sprang auf, und verkündete: „ich hole dir einen anderen Stuhl, ich habe ja vorhin gesehen, dass es Dir nicht so gut geht, ich habe ja mitbekommen, dass Du Schmerzen hast.“ Das Opfer wehrte – peinlich berührt ab – das sei nicht nötig. „Doch doch..das mache ich gerne…ich gehe Dir einen Stuhl holen….“ Der Hilfsbereite entschwand, kam mit einem anderen Stuhl zurück, stellte den Stuhl vor seinem Opfer auf, und bat ihn mehrfach, sich hinzusetzen, das Opfer habe doch Schmerzen..er habe das doch gesehen….“ Das Opfer wandte sich hilflos. Der Hilfsbereite stand vor seinem Opfer, schob ihm den Stuhl noch etwas näher hin, und strahlte das Opfer erwartungsvoll an. In der festen Hoffnung, nun über den Kopf gestreichelt und gelobt zu werden. Wie ein kleines Kind, das geholfen hat, die Spülmaschine auszuräumen, und dafür nun den verdienten Lohnerwartet. Dummerweise hat das nicht funktioniert. Dem Opfer war es nämlich sichtlich peinlich, dass seine Krankheit derart in den Fokus geriet.

Der Hilfsbereite hingegen hat sich zwar zunächst gut gefühlt, weil er ja jemandem ganz toll geholfen hat, aber so wirklich hat er nicht profitiert. Er wurde ja nicht vor allen Anwesenden gelobt, wie toll er das jetzt gemacht habe, und was er für ein netter Mensch sei. Es war vielmehr so, dass sich alle Anwesenden ob des kindlichen Übereifers betreten angesehen haben.

4 Kommentare
  1. Molly L. sagte:

    Fast schon komisch, würde ich mich nicht so fremdschämen.
    Hm, kennt der Landkrauter denn auch das Level für Experten (das liegt über Anfänger&Laien, Gelegenheitssamariter und Fortgeschrittene)?
    Besagtes Level beinhaltet folgende Mission: Man suche sich eine ganz normale Person ohne größere Sorgen und frage sie, ob es ihr gut gehe. Antwortet besagte Person dann mit „Ja schon, so weit“ oder dergleichen, muss sie dringend vom Gegenteil überzeugt werden:
    Es gilt, dieser Person so lange aufzuzeigen, warum sie eigentlich im Grunde ihres Herzens traurig und unglücklich ist, bis diese dann endlich einknickt und es zugibt. Dann endlich kann der armen Wurst geholfen, der caritative Teil der Mission erfolgreich durchgeführt werden!

    • oha! das ist dann aber die hohe kunst, da muss der landkrauter mal drauf achten, das ist ihm noch gar nicht aufgefallen (-:
      gruss landkrauter

      • Molly L. sagte:

        Och, da könnte ich dem Landkrauter aber so einige gute Coaches vermitteln, zu finden etwa bei Loganschen Familientreffen.
        Oder aber, der Landkrauter besetzt mal wieder einen Tisch in der Mensa und wartet auf das Erscheinen diverser flyerverteilenden Damen, welche zB versucht haben, der beziehungsglücklichen Molly zu erklären, warum sie a) von ihrem Freund (mittlerweile Ehemann) unterdrückt wird, dass sie sich b) unterdrücken lässt und somit der schlimmste Finger von allen ist und dass sie c) schleunigst lernen muss, „SalzstreuerIN“ zu sagen. Kein Scherz übrigens, weswegen der lieben Molly auch ihr spontaner Lachanfall übel genommen wurde… 😉

      • aufweia.. der landkrauter ist in DEM department so derart unkorrekt..aber da hat der landkrauter gelernt. einfach mal die wahrheit sagen..nämlich..ich habe auf euch keinen bock, haut ab.
        funktioniert bei lästlingen – wenn in hinreichend entschlossenem ton vorbegracht – in der regel gut.
        gruss landkrauter

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